Aktuelles

2009-03-11

Leserbriefe (Sächsische Zeitung - Kamenz)

In der Debatte um die Stasi-Verstrickung der Kirche hat Dr. Edmund Käbisch, Dompfarrer i.R., an Superintendent Wolfgang Müller in Kamenz einen offenen Brief geschrieben. Darin heißt es unter anderem:

Der Kirche langfristig Schaden zugefügt

Wir sind uns einig darin, dass die Kirchengeschichte der DDR und insbesondere die Aktivitäten des Ministeriums für Staatssicherheit mit Sorgfalt, aber auch mit Offenheit thematisiert werden müssen. Die Ausstellung in Oberlichtenau wurde am 27. Februar eröffnet und dazu wurde über die Medien eingeladen. Bis auf einen Pfarrer i.R. ist niemand aus der Pfarrerschaft erschienen. Für mich ist dies symptomatisch für das fehlende Interesse, das innerhalb unserer Landeskirche diesem schwierigen Thema entgegengebracht wird. Auch Sie scheinen die Ausstellung noch nicht angesehen zu haben, da Sie in der Dokumentation von Maik Förster den richtigen Namen des IM „Kirchberg“ hätten lesen können. Dann hätten Sie nachvollziehen können, dass es sich nicht um eine ‚unglaubliche Anschuldigung‘, sondern um eine hinreichend belegte Aussage handelt.

Die Überprüfung aller hauptamtlichen kirchlichen Mitarbeiter Anfang der 90er Jahre war freiwillig. Ungefähr 10% der Mitarbeiter sollen sich damals der Überprüfung entzogen haben. Das Ergebnis des Stasi-Bewertungsausschuss zur sächsischen Landessynode, der 1995 Rechenschaft abgelegt hat, kann damit nicht als hinreichend bezeichnet werden, zumal in dieser Zeit weit weniger Akten des Ministeriums für Staatssicherheit zugänglich waren als heute. Weiterhin hat sich herausgestellt, dass auch vielfach Verrat und Verletzung der Pfarrerpflichten ohne IM-Verpflichtung geschahen. Dieses hat der evangelischen Kirche langfristigen Schaden zugeführt.



Zum gleichen Thema schreibt Erhard Jakob aus Pulsnitz unter anderem:

Über alles offen und ehrlich sprechen

Maik F. will nicht erneut zum Opfer gemacht werden. Wer will das schon? So gesehen ist er ein Leidensgenosse von mir. Auch ich bin der Meinung, dass man über alles ehrlich und offen sprechen kann. Warum Würdenträger

der Kirche hier einem Gespräch mit ihm ausweichen, kann ich nicht nachvollziehen. Auch können es viele nicht verstehen, wenn die gegenwärtigen Politiker ein Gespräch mit mir ausweichen. Wer zu DDR-Zeiten die Führungs-Riege kritisiert hat, war natürlich nicht gerade beliebt. Ist es heute anders? Nein! Maik F. sucht die Wahrheit und fragt bzw. sagt sich: „Welcher IM hat mich bespitzelt? Dieser jemand möge bei mir um Verzeihung bzw. Entschuldigung bitten. Dann werde ich ihm eventuell verzeihen und die Entschuldigung annehmen.“ Doch wer will schon unter diesen Voraussetzungen ein sachliches Gespräch führen? Niemand. Auch dafür habe ich Verständnis.



Leserbriefe geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion wieder. Sie sind die persönlichen Meinungen der Schreiber.