Aktuelles

2009-03-12

Brief Sup. Müller an Dr. Käbisch

Ev.-Luth. Kirchenbezirk Kamenz
Kirchstraße 20
01917 Kamenz

Ev.-Luth. Superintendentur, Kirchstraße 20, 01917 Kamenz

Herrn
Dompfarrer i.R.
Dr. Edmund Käbisch
Hölderlinstr. 8
08056 Zwickau

Auskunft erteilt:
Christine Jassmann
Telefon 03578 304131
Telefax 03578 774816
Suptur.Kamenz@evlks.de

11. März 2009

Sehr geehrter Herr Dr. Käbisch,
Sie werden es vielleicht verstehen – oder auch nicht -, dass nach einem solch unbrüderlichem Verhalten mir das ‚Bruder’ schwer über die Tasten geht.
Für mich gehört es zu den allereinfachsten Grundregeln im Umgang miteinander, dass ich nur mit Fakten an die Öffentlichkeit gehe, für die ich auch gerade stehen kann. Wenn Sie meinen Artikel richtig gelesen hätten, dann dürfte Ihnen aufgefallen sein, dass mein ‚unglaublich’ die Anschuldigung betraf, dass ein Mitarbeiter der Superintendentur von Maik Förster als IM entlarvt worden sei. Dass können aber nach Adam Ries nur der Superintendent oder seine Sekretärin sein, weil eine Superintendentur einfach keine anderen Mitarbeiter hat. Soviel übrigens zu ‚größtmöglicher Sorgfalt’ (wie Sie betonen). Das schließt aber selbst Maik Förster aus. Den IM ‚Kirchberg’, den Maik Förster meint – und von dem Sie mir ebenfalls vorwerfen, ich hätte mich bei Maik Förster erst richtig kundig machen sollen – der ist uns bekannt. Er ist 1992 oder 1993 entlarvt worden und wurde nach Aussprachen mit ihm aus dem Dienst im Pfarramt in Kamenz fristlos entlassen. Das war Aufarbeitung. Die ist vor 15 Jahren geschehen! – Was soll das also heute? Warum jetzt diese Vorwürfe gegen Kirche?
Was Sie unter Punkt 2 anführen ist so allgemein und damit so wahr wie auch nicht wahr, dass es müßig ist, darüber zu diskutieren.
In Kamenz hat sich jedenfalls keiner der hauptamtlichen Mitarbeiter oder der Kirchenvorsteher/innen der damaligen Stasi-Überprüfung entzogen.
Ich bin entsetzt über den offenen Brief. Auf alle Fälle haben Sie damit öffentliche Aufmerksamkeit erreicht. Dazu kann ich nur gratulieren. Dass damit der Kirche als ganzer Schaden entsteht, scheint Sie überhaupt nicht zu interessieren. Was ich darüber denke, habe ich bereits Herrn Förster mitgeteilt und bei Ihrem guten Kontakt zueinander werden Sie ja bereits bestens davon unterrichtet sein.
Übrigens bin ich an dem Wochenende vom 27. – 29. März in Goslar zu einer Tagung der Diakonie. Das nur zu Ihrer Information.
Ich kann Sie nur bitten und hoffen, dass Ihr Vortrag über das Pfarrerleben in der DDR nicht nur aus Stasibegegnungen und Auseinandersetzung mit Kirche besteht. Schließlich haben wir nach besten Kräften versucht, unserem Verkündigungsauftrag als Pfarrer unter diesen schwierigen Bedingungen gerecht zu werden und ich war ebenfalls Pfarrer in der DDR-Zeit und weiß, wovon ich rede.

Wolfgang Müller, Superintendent