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2009-02-21

Der Bibel auch in schweren Zeiten gefolgt (Lausitzer Rundschau )

Oberlichtenau Für Maik Förster ist die Bibel mehr als nur bedrucktes Papier. Der Oberlichtenauer (Stadt Pulsnitz), der selbst erst mit 16 Jahren zum Glauben fand, stellt die Heilige Schrift in den Mittelpunkt seines Lebens und ist dafür weit über die Grenzen seines Heimatortes hinaus bekannt.

Die Bibel spielt im Leben von Maik Förster und Edmund Käbisch eine besondere Rolle. Beide gestalten zu diesem Thema eine Ausstellung im Oberlichtenauer Jugendzentrum. So verteilte der (nunmehr fraktionslose) Abgeordnete des Bautzener Kreistages vor der ersten Sitzung des Gremiums Bibeln – eine Aktion, die nicht nur auf Gegenliebe stieß – und initiierte den mittlerweile weithin bekannten Bibelgarten in Oberlichtenau.

Kein Zufall also, dass es ausgerechnet Maik Förster ist, der die Ausstellung „Die Bibel in den beiden deutschen Diktaturen des 20. Jahrhunderts“ in den Landkreis Bautzen holt. Gestaltet wurde sie von einem Initiativkreis um den Zwickauer Pfarrer Edmund Käbisch, der durch die gerichtliche Auseinandersetzung mit einem früheren IM der Staatssicherheit, dessen Klarname in der Ausstellung genannt wird, deutschlandweit bekannt wurde.

Auch Maik Förster schloss zu DDR-Zeiten Bekanntschaft mit dem als „Stasi“ bekannten Apparat. Er war einer der Hauptakteure im Oberlichtenauer Teekeller, einem alternativ-christlichen Jugendtreff.
Insgesamt 21 „Inoffizielle Mitarbeiter“, so hat Förster nach der Wende aus seiner Akte erfahren, setzte die Stasi auf ihn an. Als er von der gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen dem früheren IM „Schubert“ und dem Initiativkreis um Edmund Käbisch erfuhr, nahm der Oberlichtenauer spontan Kontakt zu letzterem auf und bot seine Hilfe an. So kam die Verbindung zustande, die dazu führte, dass die vom Freistaat Sachsen geförderte Wanderausstellung vom 28. Februar bis zum 27. März im Saal des Jugendzentrums Oberlichtenau (Kirchweg 1) zu sehen ist.

„Die Kernausstellung zeigt, wie Christen in beiden deutschen Diktaturen des 20. Jahrhunderts – also in der Nazizeit und in der DDR – versucht haben, nach der Bibel zu leben“, erklärt Pfarrer Edmund Käbisch. Sie nimmt unter anderem Bezug auf den Dresdener Pfarrer Christoph Wonneberger, einen der Initiatoren der Bewegung „Schwerter zu Pflugscharen“, oder auf Herrmann Gocht, der zu Zeiten des Naziregimes fünf ihm anvertraute geistig behinderte Jugendliche vor dem sicheren Tod bewahrte. Für den regionalen Bezug sorgt der Christliche Verein Oberlichtenau, der in einer eigenen Ausstellung die Geschichte der christlichen Jugendarbeit in der Gemeinde vom bereits erwähnten Teekeller bis zum heutigen Jugendhaus vorstellt.

„Auch bei uns kann man die Klarnamen der früheren Stasispitzel erfahren, allerdings gibt es da keine Überraschungen mehr“, erklärt Maik Förster, der im Rahmen der Ausstellung auch seine eigene Stasi-Akte dokumentiert.

Einzelbesucher können die Ausstellung „Die Bibel in den beiden deutschen Diktaturen des 20. Jahrhunderts“ im Oberlichtenauer Jugendhaus ohne Voranmeldung täglich von 16 bis 17 Uhr besichtigen.

Für Gruppen empfiehlt sich eine Anmeldung unter 035955/458 88, wobei Führungen „jederzeit möglich sind“, wie Maik Förster versichert. Die Vernissage mit Pfarrer Edmund Käbisch findet am Freitag, dem 27. Februar, 19.30 Uhr, statt.